Wo das Wasser fließt, beginnt Heilung
Manchmal zeigt das Leben seine Botschaften auf leise, unscheinbare Weise.
Ein Tropfen hier, ein Rinnsal dort – und plötzlich öffnet sich ein Raum für Erkenntnis.
Vor einigen Tagen entdeckte ich in meiner kleinen Küche etwas, das mich tief berührte:
Unter der Spüle war alles nass. Der Boiler hatte ein Leck, das offenbar schon länger da war. Das Wasser war still versickert, kaum sichtbar, aber stetig. Erst jetzt, da ich genauer hinsah, zeigte sich das Ausmaß.
Und während ich das aufwischte, wurde mir bewusst: So ist es auch im Leben.
Manches sickert leise ein, unbemerkt, bis ein Moment kommt, in dem wir nicht mehr wegsehen können.
Vom Funktionieren zum Fühlen
Meine Wohnung, liebevoll „Ferienwohnung“ genannt, war lange Zeit mein Rückzugsort.
Früher war ich ständig unterwegs – im Beruf, in Aufgaben, im Außen. Ich wusch meine Wäsche bei meiner Mama, kochte selten, war meist auf Tour. Es funktionierte alles – irgendwie.
Erst als ich ruhiger wurde, begann ich, diesen Raum wirklich zu bewohnen.
Ich renovierte, gestaltete um, ließ Neues entstehen – und mit jeder Veränderung kam ich mir selbst ein Stück näher.
Doch im Inneren blieb noch vieles unaufgeräumt: alte Routinen, unausgesprochene Verletzungen, unentdeckte Wünsche.
Das Leck unter der Spüle
Als ich das Wasser unter der Spüle entdeckte, war da kein Ärger – nur Stille.
Ich sah das, was ich lange übersehen hatte. Und plötzlich verstand ich:
Das, was tropft, will gesehen werden.
Nicht, um es zu verurteilen, sondern um es zu heilen.
Das Wasser hatte unbemerkt seinen Weg gefunden – wie Emotionen, die sich ihren Ausdruck suchen, wenn sie zu lange gehalten wurden.
Und so wurde dieses kleine Leck für mich zu einem Symbol.
Wo Wasser fließt, beginnt Heilung.
Weil es reinigt, bewegt, löst.
Weil es uns zeigt, dass nichts ewig festhalten kann, was in Bewegung kommen will.
Loslassen und neu beginnen
Ich bat meinen Papa um Hilfe. Mit seinen 83 Jahren kam er sofort – so wie er das immer tut.
Und während er reparierte, fühlte ich: Alles fügt sich.
Manchmal zeigt sich das Neue erst, wenn etwas Altes bricht.
Das kaputte Holz unter der Spüle erinnerte mich an alte Strukturen, die nicht mehr tragen.
Man kann sie flicken – oder man kann sie loslassen.
Ich wähle das Loslassen.
Denn ich spüre, dass Heilung nicht im Festhalten liegt,
sondern im Vertrauen in den Fluss des Lebens.
Wenn etwas in Bewegung kommt
Manchmal zeigt uns das Leben genau dort,
wo wir es am wenigsten erwarten,
was in uns selbst in Bewegung kommen möchte.
In meinem Fall war es – ganz unspektakulär – die Spüle in meiner kleinen Küche.
Doch mit der Zeit wurde sie Spiegel meines Lebens.
So wie ich selbst, trug auch dieser Raum Spuren von Übergängen,
von Provisorien, von Lösungen, die „erst mal“ funktionieren sollten.
Hier zeigt sich im Außen, was ich innerlich schon lange spüre:
Was über Jahre still getropft ist – alte Verletzungen, ungesagte Worte,
die Verantwortung, die ich getragen habe, ohne gefragt zu werden.
Das Nicht-Hinschauen, weil es scheinbar einfacher war.
Und jetzt, wo so vieles in meinem Leben neu entsteht, durfte auch das sichtbar werden.
Das Wasser, das durchsickert, wurde zu einem Symbol –
für all das, was ich nicht länger verdecken muss.
Für das, was heilen darf, wenn es Licht und Aufmerksamkeit bekommt.
Vielleicht ist das die wahre Kunst des Lebens:
Nicht alles perfekt zu haben – sondern zu erkennen,
was uns etwas zeigen will, wenn etwas zu tropfen beginnt.
Meine Einladung
Wenn du dich selbst in einer Zeit des Übergangs befindest –
wenn Altes bricht und Neues noch nicht sichtbar ist,
lade ich dich von Herzen ein, dich begleiten zu lassen.
In Zeiten von Wandlung, Abschied und Neubeginn öffne ich Räume für Stille,
inneres Lauschen und das Wiederfinden deiner eigenen Wahrheit.


