Von der Zelle ins Leben
Mein Weg zurück in Verbindung – mit der Natur, dem Körper, der Stimme
Es ist fünf Jahre her, dass ich aus meinem alten Leben „herausgeflogen“ bin. Damals hätte ich es wohl nicht so genannt – zu viel Unsicherheit, zu viele Fragezeichen. Heute spüre ich: Es war ein heiliger Bruch.
Ich arbeitete damals in der Finanzbranche, in einem Büro, das ich innerlich nur „meine Zelle“ nannte. Parallel dazu begleitete ich Menschen bei Wanderungen in der Natur – zunächst als Ausgleich, aber auch als Einladung an meine eigene Sehnsucht nach Freiheit. Immer wieder fanden sich in meinen Gruppen Menschen in Übergängen – Trauernde, Suchende, Verletzte. Ohne es geplant zu haben, wurde ich zur Wegbegleiterin.
Was ich damals nicht sehen konnte: Ich suchte selbst. Nur wusste ich noch nicht, wonach.
Mit Beginn der Pandemie verlor ich meinen Job – nach zwölf Jahren. Ich war offiziell krankgeschrieben, innerlich aber erleichtert. Die Tür zur Finanzwelt fiel zu. Und ich stand plötzlich ohne berufliches Netz da – aber mit einem stillen Wissen: Jetzt beginnt mein eigener Weg.
Ich machte mich auf – ohne Plan, ohne Ziel. Nur mit wachsendem Vertrauen. Die Yogalehrerin, die mich lange begleitet hatte, hörte auf. Statt einer neuen Lehrerin entschied ich mich für eine Yogaausbildung – ohne zu wissen, was mich erwartet.
Ich landete im Thai-Yoga. Eine Fortbildung dort berührte mich so tief, dass ich am Ende in Tränen ausbrach.
Es war, als würde mein Körper endlich das bekommen, was ihm so lange gefehlt hatte: achtsame Berührung.
Es war der erste von vielen Schritten in ein neues Leben.
Ich tauchte tiefer ein. Lernte die Sprache der Pflanzen. Machte Ausbildungen in Phytotherapie und Ethnobotanik. Besuchte Seminare der Naturpädagogik, vertiefte mich ins alte Vogelwissen und machte eine Ausbildung zum Trekking-Guide – und das Draußen-Schlafen in der Hängematte erlebte ich als ein Gefühl von stiller, purer Freiheit.
Das Lernen veränderte sich. Wissen wanderte aus dem Kopf ins Herz.
Ich begann wieder zu spüren. Nicht nur die Natur. Sondern mich selbst.
Und ich merkte: Ich will mehr. Nicht nur führen – sondern Räume schaffen, in denen Wandel möglich wird.
Ein Teil von mir sehnte sich nach Berührung, Natur, Stille. Ein anderer blieb tief verwurzelt in Struktur, Ordnung und Zahlen.
Nebenher begann ich, als virtuelle Assistentin kleinere Unternehmen zu unterstützen – auch mit Buchhaltung.
Fast unerwartet fand ich eine Brücke.
Ein Newsletter aus dem Thai-Yoga-Bereich suchte Unterstützung – jemanden, der sich sowohl in der Welt der Zahlen als auch in der der Berührung zuhause fühlt.
Ich spürte sofort: Das bin ich.
So übernahm ich die Buchhaltung für diesen Bereich. Es war eine neue Erfahrung – mit manchen Aspekten, die in mir leise Irritation auslösten, ohne dass ich sie ganz benennen konnte. Und doch war es ein wichtiger Schritt, der mir zeigte: Auch Struktur und Intuition dürfen sich verbinden.
Wenig später wurde ich gefragt, ob ich auch das Kassenwesen im „Netzwerk Berührung“ übernehmen möchte – einem Verein, der sich für achtsame Berührung einsetzt. Diese Aufgabe fühlt sich für mich stimmig an, wie ein weiteres Puzzleteil auf meinem Weg.
Kürzlich wurde ich gefragt, ob ich weitere Aufgaben übernehmen möchte – Website, Veranstaltungen, Newsletter.
Es ist schön, mein Organisationstalent mit etwas so Sinnstiftendem zu verbinden.
Vor wenigen Tagen leitete ich ein Waldbaden-Angebot. Viel Achtsamkeit. Viel Stille. Viel Natur.
Am Ende sagte ich, fast nebenbei: „Lasst uns nicht gleich gehen – lasst uns noch halten. Ohne Worte. Einfach da sein.“ Es folgte eine Reihe stiller Umarmungen. Kein Programm. Keine Pflicht. Nur Echtheit.
Ich war tief bewegt.
Und ich wusste:
Ich bin nicht einfach Wanderführerin.
Ich bin Raumhalterin. Für Wandlung. Für Verbindung. Für Stille.
Im vergangenen Jahr kam ein weiteres Element in mein Leben: das heilsame Singen. Ich spürte, wie kraftvoll die Stimme als Brücke wirkt – zwischen Innen und Außen, zwischen Ich und Wir, zwischen dem Alten und dem Neuen.
Demnächst beginne ich eine True-Voice-Ausbildung. Ich will lernen, meiner Wahrheit Klang zu geben.
Nicht lauter. Sondern klarer.
Ich weiß nicht, wohin mich dieser Weg führt. Aber ich weiß: Ich bin unterwegs. Und ich muss ihn nicht allein gehen.
Vielleicht liest du das hier, weil du dich selbst in einer Wandlungszeit befindest. Dann lade ich dich ein, dich zu verbinden – mit mir, mit der Natur, mit deinem eigenen Rhythmus.
Ich glaube daran, dass Berührung – in ihrer stillen, kraftvollen Form – eine der stärksten Kräfte der neuen Zeit ist.
Lass uns gemeinsam lauschen.
Nach innen. Nach außen. In die Zwischenräume.