Ich glaube an Räume, die sich öffnen, wenn Worte fehlen. An Stille, die nicht leer ist. Und an Begegnungen, die nicht geplant werden – sondern geschehen.
Heute war eigentlich ein anderer Tag vorgesehen. Ich hätte nach Kaiserslautern fahren sollen – doch am Vormittag kam die Absage. Der Tag wurde frei. Und wie aus dem Nichts öffnete sich ein anderer Raum.
Eine Frau fand über die Therapiepaten zu mir. Sie suchte dringend therapeutische Unterstützung – doch alle Wege waren belegt, Wartezeiten lang, keine Zeit für Not. Also rief sie an. Ich hatte Zeit. Und so trafen wir uns – im Wald.
Sie begrüßte mich mit den Worten: „Ich bin ja gar nicht zu therapieren.“ Ich antwortete: „Das habe ich auch nicht vor.“
Wir saßen beisammen auf einem alten Baumstamm, umgeben von Eichen und Buchen. Die Luft war weich, der Boden fest. Neben uns lag eine weiße Feder – ein leises Zeichen für mich, für Führung, für ein Größeres, das da war, ohne sich aufzudrängen.
Sie sagte später, dass sie sich dort zum ersten Mal seit Tagen sicher fühlte – und begann zu erzählen. Tränen flossen. Nichts musste zurückgehalten werden. Ich war einfach da. Der Raum hielt. Der Wald auch.
Während wir dort saßen, begann mein ganzer Körper zu jucken. Ich wurde gestochen – unzählige Male, so schien es, aber keine Mücke war zu sehen. Auch sie unterbrach sich irgendwann: „Mich sticht was…“ Doch auch sie sah nichts.
Am Ende unseres Gesprächs war alles verschwunden. Keine Rötung. Kein Jucken. Kein Stich. Als hätte das, was da im Raum war, sich einfach aufgelöst – im Schweigen, im Atmen, im Dasein.
Die Frau erzählte ihre Geschichte. Aufgewachsen im Osten, mit ihrer Familie in den Westen gezogen, früh den Bruder verloren – eine innige Verbindung, durch einen Verkehrsunfall brutal zerrissen. Mehrere Ehen, drei Kinder, ein Leben zwischen Schmerzen, Operationen, Überleben. Und zugleich: so viel Licht. So viel Lebendigkeit.
Sie tanzt ihr Leben – das spürt man, trotz allem. Doch jetzt, in dieser Situation, ist alles anders. Der Mann, den sie liebt, sitzt im Gefängnis – eine Katastrophe, die plötzlich alles verändert hat. Sie kann ihn einmal im Monat besuchen, manchmal mit anderen, telefonieren darf er – wenn sie zahlt. Er hat nichts. Auch sie fühlt sich oft allein – hält das Alleinsein kaum aus. Und doch trägt sie. Will stark sein für ihn.
Ich habe ihr gesagt: „Du musst nicht stark sein. Du darfst weich werden. Wenn du weich wirst, kann Energie wieder fließen.“
Ich habe sie eingeladen, sich innerlich mit ihm zu verbinden – symbolisch zum Frühstück oder Abendessen, als stille Geste. Nicht, um die Realität zu leugnen, sondern um sich selbst nicht ganz zu verlieren.
Am Ende unseres Gesprächs, als wir einander schon ein wenig kannten, zeigte ich ihr die weiße Feder. Für mich war sie ein Gruß – aus der anderen Welt. Von dort, wo alles still ist und doch verbunden.
Ich begleite Menschen in Umbruchzeiten – nicht statt Therapie, sondern dort, wo einfach jemand da sein muss. Wenn alles unsicher ist. Wenn Systeme nicht mehr greifen. Wenn das Leben aus den Fugen geraten ist.
Das kann sein:
- nach einem plötzlichen Verlust
- in der Trauerzeit
- nach einer Trennung oder Erschütterung
- bei Erschöpfung, Orientierungslosigkeit oder innerem Rückzug
Kein Etikett. Kein Diagnoseblick. Nur Menschsein in seiner ganzen Verletzlichkeit.
Ich nenne das: Halten in Übergängen.
Meist draußen, in der Natur. Im Gehen. Im Sitzen. Im Lauschen. Einzelgespräche biete ich zwischen 77 und 111 € pro Stunde an. Wenn mehrere Termine stimmig sind, finden wir gemeinsam eine passende Form.
Wenn du das Gefühl hast, dein Inneres ruft nach einem sicheren Ort: Ich bin da.
🌿 natur@schuetz-anja.de
Kennst du das – dass genau dann etwas entsteht, wenn du längst aufgegeben hattest, es zu suchen?